Durch Dick und Dünn: Faszination Treibjagd
Die Treibjagd verbindet traditionelles Jagdhandwerk mit einem Gemeinschaftserlebnis, das von Können, Erfahrung und Disziplin geprägt ist. Schauen wir uns die wichtigsten Aspekte genauer an.
Gesellschaftsjagd
Bei den Treibjagden handelt es sich hauptsächlich um Gesellschaftsjagden, die durch die Landesjagdgesetze der Bundesländer definiert werden. In der Regel wird eine Jagd als Gesellschaftsjagd eingestuft, wenn eine bestimmte Anzahl von Jägern und Treibern gemeinsam jagdlich tätig ist. Beispielsweise gilt in Bayern eine Jagd mit mehr als vier Teilnehmern als Gesellschaftsjagd, während in Baden-Württemberg mehr als acht Personen erforderlich sind. Diese Jagden werden vorrangig zur Gewährleistung von Ruheintervallen des Wildes (Wildschadensminimierung) und der effizienten Erfüllung von Abschussplänen durchgeführt.
Der Jagdleiter
Keine Gesellschaftsjagd ohne Jagdleiter! Meist ist es der Revierinhaber selbst- es kann aber auch ein Berufsjäger, Forstamtsleiter oder ein kundiger Jagdgast diese Rolle übertragen bekommen. Er trägt die Verantwortung für Sicherheit und Organisation. Die Aufgaben umfassen:
- Planung und Organisation der Jagd
- Überprüfung der Jagdscheine und Schießnachweise
- Briefing der Teilnehmer: Schützen und Treiber werden über Regeln, die Sicherheitsbelehrung und Signale informiert.
- Er legt den Beginn und das Ende und ggf. eine Aufbrechpause nach Uhrzeit fest.
- Freigabe des zu bejagenden Wildes.
- Zu den Sicherheitsmaßnahmen gehört nicht nur Signalkleidung, Absperrungen und ein fest definierter Zeitplan, sondern unter Umständen auch ein Geschwindigkeitslimit auf angrenzenden Straßen, das mit der zuständigen Polizei- Dienststelle eingerichtet werden kann.
- Organisation der Nachsuchen
- Verkündung der Strecke und Ende der Jagd
- Kontakte zu verfügbaren Tierärzten
Die Vielfalt der Treibjagden
Sie variieren je nach Wildart und Jagdform. Ein kurzer Überblick:
Niederwildjagden
Kesseltreiben: Treiber und Schützen bilden einen Kreis und rücken langsam zur Mitte vor. Ideal für übersichtliches Gelände.
Vorstehtreiben im Wald- und Feldrevier: Der Trieb wird mit Schützen umstellt und die Treiber gehen durch.
Böhmische Streife: Schützen und Treiber bewegen sich in einem offenen „U“ vorwärts – perfekt für Felder und leichtes Gelände.
Schalenwildjagden
Drückjagden: Besonders effektiv bei Rot-, Dam- und Schwarzwild. Das Wild wird durch die laut treibenden Treiber oder Hunde in Bewegung gebracht und kommt oft hochflüchtig vor die Schützen.
Riegeljagden: Drückjagd auf Hochwild im Gebirge, bei der die Wechsel abgestellt (verriegelt) werden. Wenige Treiber (keine Hunde) bewegen sich leise durch die zu bejagende Fläche mit dem Ziel, das Wild nicht hochflüchtig vor die Schützen zu bekommen.
Unverzichtbare Helfer: die Jagdhunde
Brauchbare Jagdhunde sind unverzichtbar für die weidgerechte Jagd und leisten einen entscheidenden Beitrag zum Tierschutz. Sie bringen das Wild hoch, unterstützen bei der Nachsuche und informieren die Jäger durch ihren Spurlaut auch über das Geschehen in nicht einsehbaren Bereichen.
Besonders Teckel haben sich als „Geheimwaffe“ bewährt: Sie bringen das Wild langsam auf die Läufe, sodass es ruhig und nicht hochflüchtig vor die Schützen wechselt.
Der Einsatz von Jagdhunden und die Wahl der Rasse sollten stets an das Gelände und die spezifischen Anforderungen angepasst werden – für eine erfolgreiche und tierschutzgerechte Jagd.
Tradition
Zum weidgerechten Jagen gehören nicht nur Können und Disziplin, sondern auch die traditionsreichen Bräuche der Jagdkultur:
- Strecke legen: Das erlegte Wild wird nach Art und Stärke sortiert und respektvoll auf der rechten Körperseite ausgelegt.
- Erlegerbruch: Der Jagdleiter überreicht den erfolgreichen Schützen den Erlegerbruch, der rechts am Hut getragen wird.
- Das Totsignal: Jede Wildart wird mit dem passenden Jagdsignal geehrt.
- Geselligkeit: Beim Schüsseltreiben finden sich die Teilnehmer der Jagd zusammen und lassen den Tag entspannt ausklingen.
Das Finale: Die Jagdsignale „Jagd vorbei“ und „Halali“ setzen den feierlichen Schlusspunkt eines gelungenen Jagdtages.