Nutria: ein Neozoen mit erheblichen Konfliktpotential
Die aus Südamerika stammende Nutrias kommen bei uns immer häufiger vor. Doch wie genau wirken sich die Aktivitäten dieses Neozoen aus?
Herkunft und Körperbau
Die Nutria, auch als „Biberratte“ oder Sumpfbiber bekannt, ist ein amphibisches Nagetier, das ursprünglich aus Südamerika stammt und in unseren Breiten immer häufiger anzutreffen ist. Diese Tiere sind Nachkommen verwilderter Exemplare, die entweder aus Pelztierfarmen entkommen oder illegal ausgesetzt wurden.
Die Nutria weist einen Körperbau auf, der dem des Bibers ähnelt, jedoch hat sie einen abgerundet dreieckigen Schwanz im Gegensatz zum flachen, breit geformten Schwanz des Bibers. An ihren Vorder- und Hinterbeinen besitzt die Nutria jeweils fünf Zehen, wobei die Hinterzehen mit Schwimmhäuten ausgestattet sind, was ihr hervorragende Schwimmeigenschaften verleiht. Die innere Mundhöhle kann separat verschlossen werden, was ihr das Nagen unter Wasser erleichtert. Ihr Gewicht kann bis zu 10 kg betragen. Der Haarwechsel findet über das ganze Jahr verteilt statt.
Verhalten und Fortpflanzung
Die Nutria ist stark an Gewässer gebunden und lebt meist in Familiengruppen, ältere Männchen können aber auch Einzelgänger sein. Sie bewohnt Erdbaue im Uferbereich, deren Eingänge über der Wasseroberfläche liegen und kann bis zu 5 Minuten tauchen. Die Tiere sind nachtaktiv und verbringen die meiste Zeit des Tages in ihrem Bau.
Im Alter von 5 bis 6 Monaten werden sie geschlechtsreif. Die Paarungszeit erstreckt sich über das ganze Jahr, wobei der Fortpflanzungszyklus alle 2 bis 4 Wochen stattfindet. Eine erneute Paarung kann bereits kurz nach der Geburt der Jungen erfolgen. Die Tragzeit beträgt etwa 130 Tage, nach der 4 bis 7 Junge geboren werden, die bereits sehend und behaart sind. Die Säugezeit beträgt etwa 8 Wochen.
Nutrias verfügen über 4 Zitzenpaare, die seitlich der Wirbelsäule auf dem Rücken liegen. Dies ermöglich die Versorgung der Jungtiere, ohne das Wasser verlassen zu müssen.
Nahrung und Lebensraum
Nutrias ernähren sich hauptsächlich von Wurzelstöcken, Stängeln und Blättern von Wasserpflanzen sowie von der Rinde von Weichhölzern. Sie fressen auch teilweise landwirtschaftliche Kulturpflanzen in Ufernähe, wie Hackfrüchte, Mais und Klee. In geringem Maße sollen sie auch Muscheln, Schnecken und andere kleine Wassertiere zu sich nehmen. Da gehen die Meinungen aber stark auseinander. Laut einigen Wildbiologen sind sie reine Pflanzenfresser.
Die Nutria bevorzugt klimatisch milde Flussauwälder, Altarme, Seen, Teiche und grabenreiches Marschland, wo Schilf- und Binsengürtel zu finden sind. Sie bewohnt Erdbauten, die sie in Uferböschungen gräbt, und unterscheidet sich vom Biber dadurch, dass sie keine Burgen aus Pflanzenteilen baut.
Verwertung
Sowohl der Balg, der ein gutes Pelzwerk ergibt, als auch das schmackhafte Wildbret sind verwertbar.
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden der Nutria zählen Fuchs, Dachs, Marderhund und Greifvögel. Strenge Winter können die Population erheblich dezimieren, da die Tiere nicht gut an extreme Kälte angepasst sind. Dennoch vermögen selbst härtere Winter keine vollständige Auslöschung der Bestände, es kann aber durchaus zu von Gliedmaßen durch Erfrierungen kommen.
Konfliktpotential
Die Nutria stehen in der EU auf der Liste invasiver Arten und unterliegen daher Management- und Bekämpfungsmaßnahmen, um ihre Ausbreitung zu kontrollieren und Schäden an heimischen Ökosystemen zu minimieren.
Sie verursachen erhebliche Schäden in der Landwirtschaft an Feldfrüchten und besonders an Hackfrüchten. Durch ihre grabende Tätigkeit kann die Stabilität von Dämmen und Uferböschungen stark beeinträchtigt werden. Damit können Nutrias die Deichsicherung entscheidend gefährden.